40 Jahre Werkstatt für Menschen mit Behinderungen in Recklinghausen-Süd

Hans-Jürgen Z. ist ein freundlicher Mensch. Fröhlich lachend begrüßt er alle Menschen, denen er begegnet. Hans-Jürgen Z. ist ein Mensch mit einer geistigen Behinderung. Er arbeitet in der Werkstatt Recklinghausen-Süd. „Diese Arbeit gefällt mir“, berichtet er und zeigt auf die Teile, die vor ihm auf dem Tisch liegen. Hans-Jürgen Z. montiert die Teile zusammen. Am Ende liegt ein fertiger Schalter vor ihm.

Andreas K. fährt an jedem Morgen zu seinem Arbeitsplatz. Der ist in einem Floristikunternehmen. Dort lädt Andreas K. Ware aus, die auf hohen Wagen angeliefert wird. Er versorgt die Floristinnen mit Material und hält den Laden in Ordnung. Andreas K. hat einen unbefristeten sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz in dem Unternehmen. „Ich fühle mich hier sehr wohl“, berichtet er.

Zwei Menschen, zwei Geschichten, die etwas mit dem Thema Arbeit für Menschen mit Behinderungen zu tun haben.

Vom schwierigen Anfang zum modernen Betrieb

Das Menschen mit Behinderungen am Arbeitsleben teilhaben, war noch in den ersten Jahrzehnten nach dem zweiten Weltkrieg nicht selbstverständlich. Im Nationalsozialismus waren sie zu zehntausenden verachtet und auch ermordet worden.

1961 läutet das Bundessozialhilfegesetz Veränderungen ein. Auch für Menschen mit Behinderungen. Erste Vorläufer von Werkstätten entwickeln sich. In unserer Region entsteht 1967 eine Anlernwerkstatt der Diakonie in Marl. 1969 wird die Teilhabe am Arbeitsleben für Menschen mit Behinderungen im Arbeitsförderungsgesetz beschrieben. 1974 verabschiedet der deutsche Bundestag die Grundkonzeption der Werkstätten für Menschen mit Behinderungen (WfbM), die eine Teilhabe am Arbeitsleben sicherstellt. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen ermöglichen es, dass aus der Anlernwerkstatt die Grundzüge der Recklinghäuser Werkstätten entstehen können.

1977 wurde der erste Bauabschnitt des „Werkstattzentrums in Recklinghausen-Süd“ eröffnet. Die Prognose damals war: 400 Arbeitsplätze für den gesamten Kreis Recklinghausen schaffen. Das sollte ausreichen. Der zweite Bauabschnitt folgte 1980. Ein geplanter dritter Bauabschnitt wurde schon nicht mehr realisiert. Aufgrund des steigenden Bedarfes setzte die Diakonie auf dezentrale, gut erreichbare, Angebote an verschiedenen Standorten im Kreis Recklinghausen.

In den 80er Jahren entwickelten die Recklinghäuser Werkstätten ein Arbeitsangebot für Menschen mit Schwerst-und Mehrfachbehinderungen. In den Fördergruppen sind Menschen mit erhöhtem Assistenzbedarf beschäftigt und gehen, wie es ihre Möglichkeiten erlauben, ihrer Arbeit nach.

Anfang der 90er Jahre wurde deutlich, dass auch Menschen mit psychischen Erkrankungen ebenfalls ein Arbeitsangebot benötigen. Die Diakonie differenzierte ihr Angebot mit der Eröffnung der Werkstätten Fördertürme. In den „Fördertürmen“ finden Menschen mit psychischen Erkrankungen einen Arbeitsplatz.

Sehr früh begannen die Recklinghäuser Werkstätten Übergangsmöglichkeiten auf den allgemeinen Arbeitsmarkt im Sinne einer „virtuellen Werkstatt“ zu entwickeln. Die Dienste der beruflichen Integration sorgen für die fachliche Umsetzung.

Eine weitere Differenzierung ist in den letzten Jahren hinzugekommen. Arbeits- und Wohnangebote für Menschen mit Autismus.

Allen Angeboten gemeinsam ist, dass sich sowohl das Angebot der beruflichen Bildung als auch ein Arbeitsplatz innerhalb oder außerhalb der Werkstatt am individuellen Bedarf und Anliegen der Menschen mit Behinderungen orientiert.

Dienstleister für Menschen mit Behinderungen und Partner der Wirtschaft

Heute sind die Recklinghäuser Werkstätten ein leistungsstarker Verbund und ein zuverlässiger Partner für Menschen mit Behinderungen und für Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistung. An 11 Standorten im Kreis Recklinghausen arbeiten rund 1800 Frauen und Männer mit Behinderungen. Angeleitet und unterstützt werden sie von rund 225 Mitarbeitenden. In der Werkstatt Recklinghausen-Süd arbeiten rund 500 Menschen mit Behinderungen, sowie 100 Mitarbeitende.

„Unsere Arbeit ist im Laufe der Jahre sehr vielfältig geworden“, berichtet Heike Strototte, seit einigen Monaten Nachfolgerin von Gerhard Thal in der Leitung des Bereiches Arbeit & Qualifizierung bei der Diakonie. „Unsere Aufgabe ist es, Menschen mit Behinderungen in ihrem Berufsleben zu begleiten, zu fördern, zu qualifizieren. Ziel ist immer ein sozialversicherungspflichtiger Arbeitsplatz auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Auf dem Weg dahin bieten wir gute Arbeitsplätze in der Werkstatt und auch in Unternehmen an. In der Begleitung und Vermittlung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt sind wir als Diakonie sehr erfolgreich z. B. mit unserem Dienst Berufliche Integration.“

„Die Diakonie im Kirchenkreis Recklinghausen hat sich immer weiter entwickelt“, sagt Christa Stüve, Geschäftsführerin. „Wir haben mit einfachen Tätigkeiten begonnen und sind heute ein sehr differenziertes Teilhabeunternehmen.“ „Menschen aus den Werkstätten arbeiten in Unternehmen, in Kindertagesstätten und auch in unseren Umwelt-Werkstätten. Sie arbeiten nach wie vor auch in den Werkstätten. Überall da, wo wir gute Arbeit für Menschen organisieren können, sind wir unterwegs.“

Das ist in einer Region mit über 10% Arbeitslosigkeit und 70.000 Menschen, die von Hartz IV Leistungen leben nicht einfach. „Wir wollen wirkliche Teilhabe, auch am Arbeitsleben. Und das gilt für alle Menschen, die keine Arbeit haben. Seien sie langzeitarbeitslos oder ein Mensch mit einer Behinderung“ unterstreicht Christa Stüve den Auftrag der Diakonie.

Es wird gefeiert
am Sonntag, 07.05.2017, 11.00 – 16.30 Uhr, Alte Grenzstraße 90, Recklinghausen-Süd.

In um die Werkstatt herum gibt es viel zu sehen und zu erleben. Besucher können sich bei Rundgängen zeigen lassen, wo und wie Menschen in der Werkstatt arbeiten. Ein großes Angebot für die ganze Familie gibt es auf dem ganzen Gelände verteilt: • Kinderprogramm mit Mitmach-Aktionen • Recklinghäuser Foto-Jubiläumsbox • Tombola | Menschenkicker • Live-Musik von „just 4 fun“ und der Werkstattband • Tanz-/ Theatervorführungen u.v.m. • Leckere Speisen vom Grill, Kaffee

Herzliche Einladung an alle! Besuchen Sie die Werkstatt und machen Sie sich ein Bild.

Copyright 2016 • Diakonisches Werk im Kirchenkreis Recklinghausen

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