Ein bewegend großartiger Abend. Aeham Ahmad spielte auf Einladung der Diakonie.

Aeham Ahmad kommt in den Raum, setzt sich an das Klavier und legt los. Die Finger fliegen über die Tasten. Beethoven erklingt und Mozart und dann ein syrisches Volkslied. Großartige Musik!

Aeham Ahmad erzählt Geschichten über Menschen. In seinen Liedern und zwischen seinen Liedern. Er erzählt vom Leben im Flüchtlingslager Jarmuk bei Damaskus. Von den jungen und den alten Menschen die täglich losgehen, um Wasser zu holen und nicht wissen, ob sie wieder kommen werden. Von der schwangeren Frau, die von Soldaten wegen eines falschen Buchstabens in den Papieren festgehalten wird und am Ende tot ist. Die Besucher sind tief bewegt. Geflüchtete, Frauen und Männer weinen. Gemeinsam mit ihnen singt Aeham Ahmad bekannte Volklieder aus dem Land, das sie verlassen mussten.

Rund 200 Menschen waren gekommen, um Aeham Ahmad, der in den Trümmern des Flüchtlingslagers Jarmuk mit seinem Klavier unterwegs war, in der Dreifaltigkeitskirche in Marl zu hören. Sie bekamen viel mehr, als gute Musik. Sie bekamen an diesem Abend ein Gefühl dafür, das Frieden und Verständigung möglich sind. „Wir können miteinander leben“, so Aeham Ahmad. „Heute Abend spielt ein Moslem in einer christlichen Kirche vor geflüchteten und vor deutschen Schwestern und Brüdern. Es ist möglich!“

„Wir wollen uns mit dem Konzert bei den Menschen bedanken die, häufig schon seit langer Zeit, sich ehrenamtlich für Geflüchtete engagieren. Und wir wollen uns stärken für die Aufgaben, die vor uns liegen“, sagte Dr. Dietmar Kehlbreier, Geschäftsführer des Diakonischen Werkes, das Veranstalter des Abends war, in seiner Begrüßung. Martin Giesler, Pfarrer an der Dreifaltigkeitskirche, berichtete vom regelmäßig statt findenden Flüchtlingscafé. „Wir brauchen die Ermutigung dieses Abends denn im Alltag des Zusammenlebens gibt es viel zu tun“, so seine Worte.

Aeham Ahmad. Der Pianist und Sänger der Brücken schlägt.
Ihm gelingt der musikalische Brückenschlag zwischen Morgen- und Abendland: Die Rede ist von Aeham Ahmad, 28-jähriger Pianist und Sänger, der durch sein Klavierspiel und seinen begleitenden Gesang in mitten der Trümmer von Jarmuk international bekannt wurde. Jarmuk ist ein Stadtteil von Damaskus, der seit mehreren Generationen palästinensischen Flüchtlingen ein Zuhause bietet und seit längerem im Visier des IS steht. „Musik berührt Menschen,“ sagt Aeham Ahmad und entschloss sich seinerzeit unter Lebensgefahr mit seinem Klavier auf einem Wasserwagen in den Straßen von Jarmuk zu spielen. Ein wenig Lebensfreude, Hoffnung und Zuversicht schenkte er vor allem den Kindern und Jugendlichen von Jarmuk, deren Alltag von Unsicherheit und Ungewissheit geprägt war und ist. Nachdem IS-Dschihadisten – für sie ist die klassische Musik des Westens eine Sünde – das Klavier Aeham Ahmads vor seinen Augen anzündeten, reiften Gedanken der Flucht. Wie viele Menschen aus seiner Heimat flüchtete er auf dem Landweg in die Türkei und erreichte per Schlauchboot von der türkischen Küste aus eine kleine griechische Insel. Über die Balkanroute kam Aeham Ahmad im September 2015 Deutschland; seine Familie musste er zurücklassen.

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