Auf die Frage, was ihm aus der Spielsucht geholfen hat, muss Günter Becker nicht lange überlegen: „Ich habe mich sperren lassen.“ Nicht etwa in den Automatenhallen, sondern bei seiner Bank. Der 73jährige verfügt weder über Bargeld noch über einen Kontozugang – bis heute. Alle „Geldgeschäfte“ laufen über seine Frau. „Mehr als drei Euro habe ich nie bei mir.“

Der Heizungsbaumeister will keinen Rückfall riskieren, und das, obwohl er seit 30 Jahren „spielfrei“ ist.  1986 hat alles angefangen, Becker hatte Stress auf der Arbeit, von dem er sich am Spielautomaten abgelenkt hat. Sechs Jahre später und um etwa 10 000 DM ärmer, konnte er seine Spielsucht nicht länger vor seiner Frau verbergen, da ihm das Geld für die Weihnachtsgeschenke fehlte. Ein Glück.

Der Recklinghäuser fand Anschluss an eine Selbsthilfegruppe der Diakonie Fachstelle Sucht in Herten. 1994 übernahm er die Leitung der Gruppe. „Das Wichtigste war Ehrlichkeit untereinander - gerade, wenn man rückfällig geworden ist. Niemand hat einem Vorwürfe gemacht.“

Günther Becker ist vorsichtig geblieben. Zum Einkaufen und Tanken nimmt er am liebsten seine Enkel mit. „Mit denen würde ich niemals eine Spielhalle betreten“. Im Gegensatz zu anderen Spielsüchtigen kann er aber mit ihnen Mau-Mau, Memory und Monopoly spielen, ohne gefährdet zu werden.

„Spielsucht ist ein schleichender Prozess. Mein Rat: Einfach nicht in eine Spielhalle gehen! Und: Ohne Geld leben! Wer kein Geld hat, kann es nicht verspielen.“ Günther Becker hat 28 Jahre lang die Selbsthilfegruppe Spielsucht der Diakonie im Kirchenkreis Recklinghausen geleitet. Jetzt wird ein Nachfolger eingearbeitet.