Der rote Faden reißt nicht ab – auch wenn Maria Heßler geht
Am Freitag wurde ein „Urgestein“ auf eigenen Wunsch in den Ruhestand geschickt: Maria Heßler hat die Tagesstätte für psychisch erkrankte Menschen seit ihrer Gründung vor 23 Jahren geleitet, und damit auch die Fachstelle, zu der die Kontakt- und Beratungsstelle in Datteln gehört.
Die 65jährige wünschte sich eine lockere, informelle Feier zusammen mit den Besucher*innen der Tagesstätte, die seit 2007 in einem ehemaligen Gemeindezentrum in Horneburg zuhause ist. Und die hat sie – auch zur Freude der Gäste - bekommen. Statt einem offiziellen Grußwort-Marathon gab es verschiedene Aktionen, bei denen alle mit einbezogen wurden.
Geschäftsfeldleiter Bernd Langhorst, der von Haus aus auch Diakon ist, startete mit einer Andacht, bei der das Mitsingen gefragt war. Anschließend spannte Marita Heßler einen roten Wollfaden über die ganze Länge der Tagesstätte – an den Enden gehalten von den Menschen, die sie am längsten und kürzesten kennen. Er symbolisierte die Zeit ihrer Arbeit bei der Diakonie seit 2002. Alle Gäste reihten sich dann am Faden ein – und orientierten sich dabei an den Zeitpunkt ihrer ersten Begegnung mit Marita Heßler.
Die angehende Ruheständlerin wanderte entlang des Fadens, erzählte von den fünf Besucher*innen, mit denen die Tagesstätte gestartet war (heute sind es 27 Plätze), gemeinsamen Freizeiten, Umzügen, personellen und strukturellen Veränderungen, dankte dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe, ihrem Team, insbesondere der Köchin Miriam Seifert („Du bist auf alle Unverträglichkeiten eingestellt“), der Diakonie und den Besucher*innen („Von Euch habe ich am meisten gelernt“). Ihre Rundreise („Man soll dann gehen, wenn es am schönsten ist“) endete mit einer Ankündigung: „Vielleicht gehe ich auch in die Politik. Ich glaube, ich habe was zu sagen.“ Niemand widersprach.
Bernd Langhorst beschrieb die Tagesstätte als einen „Ort der wohlwollenden Begegnung in der psychosozialen Landschaft“, zu dessen Entstehung Marita Heßler maßgeblich beigetragen hat. Und dann wurde es doch noch ein wenig offiziell: Statt des symbolischen Schlüssel überreichte die Sozialwissenschaftlerin ein Zepter mit Totenkopf an ihren Nachfolger Sven Stöber, der seit 2010 Teil ihres Teams ist, und mal als Praktikant bei ihr begonnen hat.
Der Pop-up-Chor der Tagesstätte hatte auf die Melodie des Udo-Jürgens-Song „Mit 66 Jahren“ ein Abschiedsständchen auf die Leiterin getextet, einstudiert und zur großen Freude aller Anwesenden aufgeführt.
Sven Stöber sprach für das Team und bezeichnete seine Vorgängerin als eine Frau „die da war, wenn es schwierig wurde, die Richtung gegeben, den Finger in Wunden gelegt und verbindende, statt trennende Worte gefunden hat. Sie hat jedem Menschen das Gefühl gegeben: Du wirst gesehen, du wirst gehört, du bist wichtig.“
Abgerundet wurde die Feier durch ein authentisches Catering: Pommes-Currywurst, Schokopudding und vorweg vegetarische Teigtaschen. Ein Joint-Venture der Diakonie-Haustechnik im Elper Weg und der lokalen Frittenschmiede. Besser und ehrlicher ging’s nicht.