Da, wo die Mücklinge herkommen - Wirtschaftsempfang der Stadt Waltrop

Die Recklinghäuser Werkstätten am Standort Pannhütt trugen in diesem Jahr den Wirtschaftsempfang der Stadt Waltrop aus. 130 Akteur*innen waren der Einladung von Bürgermeister Marcel Mittelbach gefolgt, der die Gäste mit harter Kost im Schnelldurchgang begrüßte: Stichworte aus dem ifo-Geschäftsklimaindex. Die Ursachen für die Unsicherheit waren schnell benannt und weitgehend bekannt: Energiepreise, Bürokratie, Digitalisierung, Investitionsanreize, Fachkräftemangel, KI – so etwas nennt man dann wohl Herausforderung. Auf der anderen Seite berichtete Mittelbach von Gewerbesteuereinnahmen, die in Waltrop seit 2023 die Erwartungen bei weitem übertreffen.

Anschließend stellte Diakonie-Geschäftsführer Dr. Dietmar Kehlbreier den Standort mit seinen 206 Beschäftigten und 28 Mitarbeitenden vor. Hier sind das Textil-, Montier- und Packwerk beheimatet. Die Aufträge und Arbeitsergebnisse unterstrichen, dass die Diakonie nicht nur ein Thema im Sozialausschuss der Stadt, sondern auch ein Akteur des Wirtschaftslebens sei – mit allen bürokratischen Hürden, die damit verbunden sind.

Der Geschäftsführer betonte die Wichtigkeit von Haltung und Unternehmenskultur. In Hinblick auf die Belegschaft der Recklinghäuser Werkstätten sagte er: „Menschen mit Handycap sind keine Ausnahme, sondern ein Merkmal von menschlicher Vielfalt. Sie haben Förderbedarfe, aber eben auch Fähigkeiten. Sie werden gebraucht.“ 

Christoph Marienbohm, technischer Leiter der Recklinghäuser Werkstätten, wünschte sich mehr Sichtbarkeit der Fähigkeiten jedes einzelnen Menschen: „Vielfalt stärkt, gemeinsam sind wir stärker“ – das unterstrich er mit einem Film über die Arbeit der Werkstätten und über die eigene Dienststelle „Arbeit im Betrieb“. Dabei verlegen Beschäftigte ihren Arbeitsplatz in Unternehmen.

Ahmed Akbulat, Mathe- und Techniklehrer an der Gesamtschule Waltrop, beschloss den offiziellen Teil mit der Präsentation des Technikzentrums, einer Kooperation seiner Schule mit zdi MINT.Regio. Alle beteiligten Unternehmen laden vier bis fünf mal pro Schuljahr technikinteressierte Schüler*innen zu Workshops in eine zentrale, digitalisierte Werkstatt ein – zum Kennenlernen und Reinschnuppern in verschiedene Berufsfelder. Mit Erfolg: In anderthalb Jahren wurden 23 Ausbildungsverträge abgeschlossen, sowie 31 Praktika und 11 Ferienjobs vermittelt.

Inzwischen lockten schon die Düfte vom üppig ausgestatteten Grillbuffet, das vom Team des Hausservice der Diakonie unter der Leitung von Florian Grundmann angerichtet worden war. Viele nahmen sich noch Zeit für einen geführten Rundgang durch die verschiedenen Werkstattbereiche und Fördergruppen. Einige der Beschäftigten blieben dafür extra länger, um den Besucher*innen zu zeigen, wie Einzelteile verpackt, Fahrräder montiert und Ausstattungsdetails für Wohnmobile genäht werden. Im Textilwerk entstehen u.a. Front-, Heck-, Mitt- und Mücklinge – das sind Gardinen, die Wohnmobilisten vor Sonne, Kälte, unerwünschten Blicken und Eindringlingen schützen sollen.

Und dann endlich kam der für viele vielleicht wichtigste Teil des Wirtschaftsempfangs: Networking mit kulinarischer Begleitung im improvisierten (alkoholfreien) Biergarten der Werkstatt.

 

 

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