Wie können neue, digitale Technologien die Arbeit von Menschen mit Behinderung in den Werkstätten verbessern? Um diese und noch viele weitere Aspekte der digitalen Revolution geht es beim Projekt „Inklusion 4.0“.
Zusammen mit der Gesellschaft für Beruf und Bildung (GBB) sowie der Universität Wuppertal hat das Diakonische Werk im Kirchenkreis Recklinghausen ein Netzwerk gegründet, dass das Zeitalter der Digitalisierung aktiv mitgestalten will. Denn: In der Industrie findet zurzeit eine (R)Evolution statt - Technologien verändern die Arbeitswelt drastisch. So finden VR-Brillen, Sprachassistenzsysteme oder 3D-Anwendungen vermehrt Einzug in den Arbeitsalltag. Für die Werkstätten für Menschen mit Behinderung, die eng mit der Industrie zusammenarbeiten, ist diese Situation eine große Herausforderung – sie bedeutet aber auch eine große Chance. Die Teilhabe am Arbeitsleben, besonders auf dem ersten Arbeitsmarkt, ist unsere größte Chance dabei.
Dafür müssen gute digitale Assistenzsysteme geschaffen werden, die nun mithilfe des Projektes, den Partnern und der Wissenschaft geprüft, entwickelt und erprobt werden sollen.
Auch die Politik hat die Wichtigkeit des Themas erkannt und unterstützt Projekte im Bereich „Assistenzsysteme für Mitarbeiter/innen mit Behinderungen“. So wird das Projekt Inklusion 4.0 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
Vorrangiges Ziel ist, Mitarbeitende mit kognitiven Beeinträchtigungen durch die Entwicklung innovativer digitaler Assistenzsysteme zu befähigen, in Werkstätten und Betrieben ihre Arbeitsplätze auszubauen. Wir wollen innovative Verfahren entwickeln, analysieren, erproben und am Ende transferieren, sodass Arbeitsanleitungen hinterher verständlicher und effizienter werden.
Zu der Auftaktveranstaltung am 04. Juli 2018 kamen bereits zahlreiche Vertreter aus Wissenschaft, Forschung, Wirtschaft und Wohlfahrt in die Werkstatt Waltrop, um beim ersten Innovationsforum das Projekt vorzustellen und über den Stand der Technik auszutauschen. Ein erster Einblick in Zukunftsvisionen stand ebenfalls im Vordergrund.
Die Gesellschaft und vor allem die Arbeitsgesellschaft wandelt sich im Zuge der Digitalisierung und Technologisierung. Besonders die Arbeitswelt wird sich in ihren Abläufen schnell wandeln. Dadurch lassen sich mit modernen Technologien Dinge ermöglichen und Zugänge schaffen, die vorher nicht vorstellbar waren. Das gilt insbesondere in der Diskussion um eine barrierefreie und inklusive Arbeitswelt. Die Entwicklungen führen zum einem zu einem interessanten und abwechslungsreichen Arbeitsplatz, zum anderen steigen dadurch aber auch die Anforderungen bezüglich Konzentration, Ausdauer, Fehleranfälligkeit oder etwa der Fähigkeit komplexer werdende Arbeitsvorgänge zu bewerkstelligen. Den Chancen stehen Herausforderungen gegenüber. Denen müssen sich vor allem Menschen stellen, die in Bereichen mit einem hohen „Austausch- bzw. Ersatzpotential“ arbeiten oder die beeinträchtigt sind. Für sie müssen neue Wege der Beschäftigung und Unterstützung gefunden werden, damit sie den Anschluss an die Arbeit 4.0 nicht verlieren. Hier sind Innovationen zur Unterstützung der Arbeitstätigkeit erforderlich – besonders im Bereich der technischen Unterstützung durch Assistenz- und Trainingssysteme.
Der Entwicklung solcher Assistenz- und Trainingssysteme widmet sich das Projekt Umbau 21 RegHUBS3.
Hauptziel des Forschungsprojektes ist es, Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen und andere beeinträchtigten Personen durch die Entwicklung innovativer digitaler Lern- und Assistenzsysteme zu befähigen, in Werkstätten und Betrieben in der Region ihre Arbeitsplätze zu sichern und auszubauen. Innovative Verfahren der erweiterten Realität (Augmented Reality), virtueller Realität (Virtual Reality), interaktive und multimediale Trainings- und Bediensysteme einschließlich 3-D-Druck-Lernmodelle und 3D-Scan werden wissenschaftlich analysiert, angepasst, erprobt, transferiert und sollen dauerhaft eingesetzt werden. Diese Lern- und Assistenzsysteme machen u. a. Arbeitsanleitungen und Schulung/Training verständlicher und effizienter. Es wird einfacher, gemeinsam Projekte zu entwickeln, Arbeitsabläufe zu planen und Arbeitsprozesse barrierefrei zu gestalten.
Wenn es gelingt, in den Werkstätten für Menschen moderne digitale Methoden erfolgreich einzusetzen und die Beschäftigungsfähigkeit sowie die Integration zu erhöhen, haben diese neuen Lösungen auch ein Anwendungspotenzial für andere Unternehmen. Durch die Digitalisierung lässt sich die Verflechtung von Außenarbeitsplätzen mit Werkstätten intensivieren. Betriebsübergreifende Arbeit wird möglich.
In Arbeits- und Gesundheitsschutz ist die Diakonie traditionell stark – nun auch mit einer digitalen Plattform auf der Höhe der Zeit: Allen Mitarbeitenden stehen ab sofort alle wesentlichen Standard-Unterweisungen und Schulungen auf dem Portal SAM des Softwareentwicklers Secova zur Verfügung.
Egal von welchem Endgerät, ob Laptop, Terminaltechnik, Handy oder Tablet – Mitarbeitenden im Diakonischen Werk können zu jeder Zeit ihre Unterweisungen, z.B. zum Thema Brandschutz oder Corona-Hygienemaßnahmen, nun digital durchführen. Die Schulungen sind individuell auf Standorte und Berufsgruppen abgestimmt. Die Mitarbeitende bekommen die Schulungen in virtuelle Lesezimmer gestellt und haben dann im Jahreslauf Zeit, die Schulungen durchzuführen. Nach dem Bestehen von Testfragen wird ein digitales Zertifikat erstellt.
Die digitalen Schulungen ersetzen nicht alle persönlich durchgeführten Unterweisungen durch die Fachkräfte für Arbeitssicherheit, macht aber die Durchführung der standardmäßigen und sich wiederholenden Schulungen für die Anwender attraktiver und einfacher.
Auch die rund 1.800 Beschäftigten der Recklinghäuser Werkstätten haben Zugang, teilweise durch einen Gruppenzugang. Studierende der TU Dortmund haben beispielhaft barrierefreie Schulungen getextet und bebildert und für den Alltagsbetrieb einen Leitfaden erarbeitet, mit dem Gruppeleiter eigenständig mit den Beschäftigten neue Unterweisungen in möglichst einfache Sprache umschreiben können. Die inklusive Idee dabei ist, dass von dieser Darstellungsart auch Mitarbeitende ohne Behinderung profitieren können.
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